Mai
In den anderen europäischen Kulturen wurde der Baum und der Frühling ähnlich verehrt. Die keltischen Druiden wussten ebenfalls um die Heilkräfte der Birke. Durch die Übernahme der Römer dieser germanischen Frühlingsfestlichkeiten, hinterließen uns somit die Germanen, die Wikinger und die Kelten den Brauch mit dem Maibaum. Letztendlich hat sich auch die Kirche einen Nutzen aus dem Kult um die Birke und den anbahnenden Frühling gezogen, wobei nicht ganz freiwillig.
Die Ursprünge des Frühlingsfests am ersten Mai in Deutschland reichen weit zurück, vor allem das Aufstellen des Mai-Baums in Bayern und die Feierlichkeiten drum herum. Diese Feier ist dem Fest „Semik” nicht ganz unähnlich.
Doch zuerst zu den Ursprüngen:
Die Kelten machten die Birke zum Lichtbaum des 24. Juni. Sie feierten das Fest des Lichtes und der Liebe, drei Tage nach der Sommer-Sonnenwende. Die Birke galt wie bei den Slawen als Zeichen der Reinheit. Denn, heilige Orte wurden mit Birkenbesen gereinigt, um ungebetene Geister zu vertreiben. Im keltischen Baumkalender, der am 2. Februar (Maria Lichtmess) beginnt, stand die Birke für den Baum des Anfangs.
In Skandinavien läutet junges Birkenlaub den Anfang des landwirtschaftlichen Jahres. Denn, abgesehen vom Holunder, ist auch dort die Birke der erste Baum im Wald, die neue Blätter ansetzt. So richteten sich die Bauern bei der Aussaat des Sommerweizens nach den Birkenbäumen.
Am 2. Februar begann damals das Arbeitsjahr im bäuerlichen Leben und zu Ehren des wiedererwachten Lichtes wurde eine Lichtmessbirke aufgestellt. Dieser Festtag galt zu Ehren der Heiligen Brigitte, welche die ursprüngliche keltische Gottheit der Wiedergeburt abgelöst hatte.
Da aber das Klima immer kälter wurde, je weiter man in den Norden ging, verzögerte sich auch dementsprechend der Frühlingsanfang. Somit wurden die Frühjarsfeierlichkeiten nach dem 2. Februar auch zu Pfingsten oder Fronleichnam vollzogen.
Der mit bunten Bändern verzierte und umtanzte „Mai-Baum” in Skandinavien symbolisierte, den „Wonnemonat”, die schönste Zeit des Jahres und mit ihr die sich verjüngenden Kräfte der Natur. Auch hier wurde eine junge Birke aus dem Wald geholt, geschält, damit sich ja keine bösen Geister darunter verstecken konnten und in der Dorfmitte aufgestellt.
Im germanischen Volksglauben war die Birke der jungfräulichen Götting Freya geweiht. Diese Zuordnung ist vermutlich auf die weiße, zarte und seidige Rinde von jungen Birkenbäumen zurück zu führen. So holten auch sie den Mai-Baum aus dem Wald, stellten ihn auf dem Dorfplatz auf und begrüßten den erwachenden Frühling im Dorf. Der Baum war meist mit frischem Grün geschmückt und in manchen Gegenden hing man auch schon mal Eier und Gebäck auf. Somit galt die Birke auch bei den Germanen als ein Symbol für die erwachende Frühlingsfreude und als ein Zeichen der Liebe und Verehrung.
Bei den Römern waren die Feierlichkeiten zum ersten Mai der Göttin Maia gewidmet, die für das Wachstum und die Fruchtbarkeit stand. So stellten Sie ebenfalls einen Mai-Baum auf und tanzten um ihn herum. Dieses Fest übernahmen die Römer aber von den Germanen. Denn ursprünglich verehrten sie im Frühling die Göttin der Blumen und der Blüte namens Flora. Vielleicht gibt es auch hierfür irgendwelche Zusammenhänge, die wir aber leider noch nicht gelesen haben. Es ist aber bekannt, dass Römer in ihrem Glauben sehr anpassungsfähig waren und viele Götter hatten.
Zu Ehren von Maia wurde auch der Monat Mai benannt.
Schriftlich festgehalten wurde der Mai-Brauch in einer Aachener Urkunde aus dem Jahre 1225. In dieser Zeit wurde der Brauch von der Kirche als gottlos und von Dämonen beherrscht verachtet. Als der Dorfpfarrer beschloss den Tanz um den Maibaum zu verdammen und den Baum fällen lies, kam es zum Aufstand. Um der Lage Herr zu werden, rief man den Vogt zur Hilfe. Doch dieser fand Gefallen an den Festlichkeiten und ließ einen noch größeren Baum vom Wald holen.
Weshalb die Kirche so allergisch auf das Fest war lässt sich damit erklären, dass die Menschen damals sehr ausgelassen feierten und manch ein Mädchen ihre Jungfräulichkeit, auf dem Weg in den Wald um den Mai-Baum zu holen, verlor. Denn nicht nur in den Bäumen stiegen die Säfte hoch… Und, vor allem feierten die Menschen sicherlich nicht nur den Wonnemonat der Natur…
Zum Leid der Kirche war das Fest nicht auszurotten. Also münzte sie kurzerhand die heidnischen Dorfgänge zu christlichen Maiprozession um. Das Fest des Fronleichnams hat auch hier seinen Ursprung.
Ein weiterer Brauch, der bis heute in manchen Gegenden Deutschlands erhalten blieb, ist die Tradition bei jungen Männern eine junge Birke aus dem Wald zu holen, diese mit Bändern zu schmücken und ihrer Auserwählten jungen Dame vor die Haustür zu stellen. Mal wird der Name des Verehrers in den Baum geritzt, mal wird eine Kreidespur bis zum Haus des jungen Recken gelegt, damit die Mädchen auch sicher wissen wer den Baum geschenkt hat.